So feierte Plauen die Premiere der “Nacht der Kerzen”

Plauen hat eine gelungene Premiere der “Nacht der Kerzen” am Samstagabend am Platz des Wende-Denkmals erlebt. Stimmungsvoll, emotional und in einer neuen Form wurde an die Rolle Plauens im Herbst 1989 gedacht.

Die “Nacht der Kerzen” zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution kam bei den Plauenern gut an. Keine Gedenkveranstaltung im herkömmlichen Sinn, sondern reichhaltig an Emotionen, Gedanken und Geschichtlichem. Spannende Interviews mit Zeitzeugen und Protagonisten von damals und heute. Kombiniert mit mahnenden Worten aus der Gegenwart und obendrauf noch musikalische Höhepunkte samt Video-, Licht- und Lasershow. Für alle Daheimgebliebenen wurde das erstmalige Event seiner Art zudem live ins Internet übertragen.

Bei der “Nacht der Kerzen” wurden Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner, Bundestagsabgeordnete Yvonne Magwas, Uwe Rödel als Plauener Nachtwächter Friedrich Wilhelm, Pfarrer Andreas Vödisch von der Markuskirche, Detlev Braun, der die erste Demonstration in Plauen filmte, und Hans-Joachim Wunderlich vom Verein Vogtland 89 begrüßt. Musikalisch standen Hanna Heart aus Plauen und Sänger Hardy  aus Dessau-Roßlau mit seiner Hymne “Im Osten geboren” auf der Bühne. Eine besondere LED-Performance zeigte Daniel Hoyer vom Project Fire aus Chemnitz, eingebettet in die Video-Licht- und Lasershow, die jeweils zur vollen Stunden die Ereignisse vom 7. Oktober 1989 noch einmal lebendig werden ließ.

Zukunftszentrum Deutsche Einheit: “Wir hätten den Spatenstich schon lange gesetzt.”

35 Jahre nach den bewegenden Momenten, die Geschichte geschrieben haben, wird in Plauen der Ruf nach einem Informations- und Dokumentationszentrum rund um die Friedliche Revolution in Plauen lauter. Die Stadt Plauen plant eine solche Einrichtung im ehemaligen Brandschutzamt hinter der Plauener Jugendherberge “Alte Feuerwache”. Die Mitgieder des Erinnerungsvereins Vogtland 89 sind aus touristischen und finanziellen Gründen gegen den Standort und hätten sich als Standort einen Platz in der Nähe des Wende-Denkmals gewünscht. Vor zwei Jahren entschied sich der Stadtrat für das Brandschutzamt. Seitdem ist es um das Vorhaben still geworden. Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner sagte zur “Nacht der Kerzen”, dass das Projekt noch verfolgt werde, es aber aufgrund der städtischen Finanzdecke noch einige Jahre dauern werde.

“Was mich besonders ärgert, wir hatten eine sehr gute Bewerbung mit Leipzig um das ‘Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit’, das in Halle gelandet ist und wer sich mal umhört, der stellt fest, Halle wird das vielleicht gar nicht bauen. Halle hat das gar nicht notwendig, dieses Transformationzentrum, weil die Authentizität fehlt. Ich habe letzte Woche gehört, der Oberbürgermeister von Halle bezweifelt nun, dass es überhaupt auf den Weg gebracht wird. Hätte man das nach Plauen gegeben, hätten wir den Spatenstich schon lange gesetzt. Jetzt wollen wir dranbleiben am Informations- und Dokumentationszentrum.”Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner

Plauens Rolle im Herbst 89 schleicht sich langsam ins Bewusstsein

Von Plauen ging einer der zündenden Funken aus, der letztendlich die politische Wende im Land brachte. Viele Jahre fristete Plauen ein stiefmütterliches Dasein im Zeitstrahl der Wende, obwohl der Mut und die Masse der Plauener Bürger damals, das DDR-Regime sprichwörtlich in die Knie zwang und die erste friedliche Demonstration auf dem Boden der damaligen DDR möglich machte. In den zurückliegenden Jahren ist Plauen etwas aus dem Schattendasein herausgetreten und geht schleichend in das Bewusstsein der Deutschen mit seiner entscheidenden Rolle über.

“Wir wollen generationsübergreifend an den Mut der Plauener erinnern. Es ist immer anders, ob man dabei war oder es nur erzählt bekommt. Wenn Plauen nicht friedlich verlaufen wäre, dann hätte vielleicht auch Leipzig einen anderen Verlauf genommen. Wir Plauener können stolz auf das Erreichte sein und auch, dass wir uns selbst für unseren Mut ein Denkmal geschaffen haben”, sagt Sebastian Höfer vom Veranstaltungsteam.

Mit augenscheinlich viel Aufwand, auch finanziell wurde die “Nacht der Kerzen” durchgeführt. Eine Kontruktion aus Traversen und LED-Spots beleuchtete den Platz am Wende-Denkmal und die zwei Großbuchstaben “P” und “L”, die für Plauen und den Mut der Menschen stehen. In diese stellten während der gesamte Veranstaltung immer wieder Gäste und Besucher ihre Kerzen des Gedenkens.

“Wir haben viel Zeit und Engagement in die ‘Nacht der Kerzen’ gesteckt. Besonders danken wir der Stadt Plauen und den vielen Mitwirkenden aus dem Kulturreferat, wie Hardy Herold, sowie unseren tollen Partnern, die zum positiven Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Ohne die finanzielle Unterstützung aus dem ‘ZIZ’-Förderprojekt wäre die Veranstaltung finanziell nicht machbar gewesen. Wir wollen im nächsten Jahr das Event mit kostenfreiem Eintritt gern wiederholen, aber werden dafür Sponsoren oder Fördermittel benötigen. Wir danken in diesem Zusammenhang auch der Wohnungsbaugesellschaft Plauen, Thomas Haubenreißer mit seiner Unternehmensgruppe und den Medien, wie das Vogtlandradio, für die wunderbare Zusammenarbeit und mediale Unterstützung”, sagt Martin Reißmann vom Veranstaltungsteam.